Fachkräftemangel: Was können Unternehmen tun, wenn ab 2020 die letzten «Baby-Boomers» in Rente gehen?
14-Jun Fachkräftemangel

Die Prognosen für den Wirtschaftsstandort Schweiz sehen nicht rosig aus. In den nächsten zehn Jahren werden deutlich mehr Erwerbstätige aus dem Arbeitsleben austreten, als neue hinzukommen. Damit wird sich der „War for Talents“ weiter verschärfen und neue, innovative Konzepte sind gefragt.

Die Prognosen für den Wirtschaftsstandort Schweiz sehen nicht rosig aus. In den nächsten zehn Jahren werden deutlich mehr Erwerbstätige aus dem Arbeitsleben austreten, als neue hinzukommen. Damit wird sich der „War for Talents“ weiter verschärfen und neue, innovative Konzepte sind gefragt.

Die UBS rechnet, dass in den nächsten zehn Jahren rund 700‘000 Erwerbstätige aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt austreten und lediglich etwa 480‘000 nachrücken werden. Nur ein Teil der Differenz kann durch Einwanderung kompensiert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Schweiz dieses Jahr lediglich noch den 44. Platz in der Rangliste der beliebtesten Länder für Expats belegt. Damit hat die Schweiz in den letzten 5 Jahren ganze 40 Plätze verloren. Zudem beklagen sich 37% der hier lebenden Expats, dass sie sich in der hiesigen Kultur nicht zu Hause fühlen, also deutlich mehr als der globale Durchschnitt von 24%.

Um junge Talente der Generationen „Y&Z“ anzulocken, müssen Unternehmen neue Wege gehen. Dabei gilt es zunächst zu verstehen, welche Werte diesen nachrückenden Arbeitskräften wichtig sind. Diese unterscheiden sich nämlich wesentlich von denjenigen, die für die älteren Generationen massgebend waren. Werte wie Aufstiegschancen und ein hoher Verdienst weichen flexiblen Arbeitszeitgestaltung, Teamgeist und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Dies sind jedoch Werte, die für viele Unternehmen einen Kulturwandel darstellen. Eine Unternehmenskultur lässt sich aber nicht per Dekret verändern, sondern muss gelebt werden. Einige der grössten Hürden dabei sind:

Hierarchie-Denken: Nicht mehr was der Chef sagt oder macht ist richtig. Wichtiger wird die kollektive Intelligenz eines Teams. Dabei sollte sich die Rolle des Chefs vielmehr darauf konzentrieren, den notwendigen gestalterischen Spielraum zu schaffen, den Motivationslevel im Team hoch zu halten und bei der Entscheidungsfindung im Team zu unterstützen.

Vertrauen: Flexible Arbeitszeitgestaltung und die Vergabe von Mitgestaltungsmöglichkeiten bedürfen einem höheren Mass an Vertrauen in die Mitarbeiter, als das zu früheren Zeiten notwendig war. Dazu bedarf es neuen Führungs-, Kontroll- und Korrektiv-Instrumenten. Dabei wäre es illusorisch davon auszugehen, dass die „neuen Freiheiten“ niemals missbraucht werden. Es gilt aber, diesen Anteil so gering wie möglich zu halten.

Personal-Selektion: Es liegt auf der Hand, dass mit der Gewährung von weitgehenden Freiheiten ganz neue Herausforderungen an die Personalrekrutierung und HR-Verantwortlichen gestellt werden. Eigenschaften wie „Pünktlichkeit“ oder „Exaktheit“ verlieren an Bedeutung gegenüber neuen Anforderungen wie „Selbstmotivation“ oder „Kreativität“.

Viele Schweizer Unternehmen sind sich dieser neuen Gegebenheiten seit längerem Bewusst. Je schneller und konsequenter dieser Kulturwandel in einem Unternehmen umgesetzt werden kann, desto grösser sind die Erfolgsaussichten im laufenden „War for Talents“.